Verantwortung für den Glasrandbereich - Was steckt dahinter, Sebastian Plettenberg?
Ein thermisch optimierter und langlebiger Glasrandbereich kann nur funktionieren, wenn Planer, Konstrukteure und alle involvierten Hersteller an einem Strang ziehen. Diese Vision verfolgt Sebastian Plettenberg, Manager des Teams “Edge bond design”. Im Interview erläutert er, warum diese ganzheitliche Sicht so wichtig ist und worauf es dabei genau ankommt.
Sebastian, Du hast schon 2018 in einem Interview mit “Glas & Rahmen” betont, dass Technoform Verantwortung für den gesamten Glasrandbereich übernimmt. Was steckt dahinter und warum ist das Thema so wichtig?
Zum einen spielt der Glasrandbereich für die thermische Trennung von Isolierglas eine wichtige Rolle. Er ist zu wichtig, als dass man ihn nur “am Rande” behandeln darf. Besonders, weil die Anforderungen an die Langlebigkeit und Qualität von Isolierglas in den vergangenen Jahren laufend größer geworden sind und auch in Zukunft weiter wachsen werden.
Zudem ist der Glasrandbereich für sich genommen bereits ein komplexes System einzelner Komponenten. Diese müssen optimal aufeinander abgestimmt sein, um den hohen Anforderungen an Nachhaltigkeit und Langlebigkeit zu genügen. Wir bei Technoform tragen die Verantwortung dafür, dass unsere Produkte einen bestmöglichen Beitrag zur Optimierung des Systems leisten. Ihr volles Potenzial können sie jedoch nur im Zusammenspiel mit den anderen nötigen Komponenten wie Dichtstoffen, Verbindern, Trockenmitteln etc. entfalten.
Um all diese Einzelkomponenten optimal aufeinander abzustimmen, braucht es den fachlichen Blick auf den Glasrandbereich als Gesamtsystem, also eine Gesamtverantwortung für Qualität und Langlebigkeit. Mit unserer langjährigen Erfahrung und Expertise sowohl im Bereich Isolierglas, als auch im Bereich der hochpräzisen Extrusion von Kunststoffen, wollen wir diese Gesamtverantwortung übernehmen.
Da die Anforderungen an das Isolierglas stetig steigen, können die eingesetzten Komponenten nicht einzeln betrachtet werden, daher ist der Ansatz “One-fits-all” sicherlich nicht der richtige. Vielmehr möchten wir den Glasrandbereich holistisch denken und optimal gestalten. Zusätzlich zu unseren thermisch optimierten Abstandhaltern und weiteren Lösungen für den Glasrandbereich können wir alle Beteiligten, vom Planer, über die Fensterbauer bis zum Isolierglashersteller z. B. durch thermische, mechanische oder akustische Kalkulationen unterstützen und den Glasrandverbund den individuellen Anforderungen entsprechend designen.
Wir haben bei Technoform vor kurzer Zeit dafür sogar ein eigenes Team ins Leben gerufen, das sich in Zusammenarbeit mit den operativen Teams nur mit diesem Thema auseinandersetzt, um unseren Kunden einen greifbaren Mehrwert zu bieten.
Technoform leistet mit thermisch optimierten Abstandhaltern aus Kunststoff einen wichtigen Beitrag. Wer ist noch gefragt, wenn es darum geht, den Glasrandbereich langlebiger zu machen?
Je nach Größe und Komplexität eines Projektes können bis zu acht verschiedene Beteiligte an der Planung, Herstellung und Installation von Glaselementen mit Warmer Kante mitwirken. Wir sprechen hier weniger von Einfamilienhäusern, in denen Standard-Isolierfenster eingebaut und in entsprechend großen Stückzahlen für “einfache” Anforderungen produziert werden. Es geht eher um größere Projekte mit komplexeren Anforderungen, bei denen deutlich wird, wie viele Fachdisziplinen und Gewerke am Glasrandbereich mitarbeiten.
Da sind zum einen die Planer und Architekten, die die Interessen der Bauherren in fachliche Anforderungen übersetzen. Schon in dieser konzeptionellen Phase ist es wichtig, bei der verglasten Gebäudehülle “Details” wie den Glasrand zu berücksichtigen. Dabei benötigen Planer Unterstützung, um die Rolle des Glasrandverbundes zu verstehen. Außerdem ist natürlich unser Fachwissen als Hersteller entscheidend. Denn nur so können sie dann wiederum die Weichen für Energieeffizienz und Langlebigkeit stellen.
Eine weitere wichtige Gruppe sind neben den Planern die Konstrukteure von Isolierglaselementen, die Fensterbauer, denn sie setzen die Anforderungen der Planer um und entscheiden, wie das Isolierglas verbaut wird. Das beste Isolierglas mit thermisch optimiertem Glasrandbereich nützt wenig, wenn der Kontext nicht ebenfalls thermisch optimiert ist, z. B. wenn es Wärmebrücken in Fensterrahmen gibt, die die energetische Leistung eines Fensters zunichte machen. Es ist die Aufgabe der Fensterbauer, im wahrsten Sinne den “optimalen Rahmen” für Isolierglas zu schaffen.
Die dritte wichtige Gruppe sind die Isolierglashersteller, die dafür sorgen, dass jedes Glaselement einschließlich Glasrand den gewünschten Anforderungen entspricht. Da in der Produktion enorme Risiken bestehen, die die Performance des Isolierglases maßgeblich beeinflussen, muss hier ein Hauptaugenmerk auf das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten im Gesamtsystem des Glasrandverbundes gelegt werden.
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Erfahren Sie hier, welche Rolle Planer, Fensterbauer und involvierte Hersteller spielen, wenn es darum geht, gemeinsam Verantwortung für den Glasrandbereich zu übernehmen und echten Mehrwert für den Endverbraucher zu schaffen.
Nachhaltigkeit umfasst mehr als nur Energieeffizienz. Welche Rolle spielen Langlebigkeit, Optik und Preis, wenn man mit dem Glasrandbereich einen echten Mehrwert für Endverbraucher schaffen und gleichzeitig Nachhaltigkeit erreichen will?
Wir beobachten, dass der Begriff “Warme Kante” oft auf Energieeffizienz reduziert wird. Das ist verständlich, da “Wärme” ja schon im Namen steckt. Wärmeeffizienz ist auch die Kenngröße, die Umweltnormen und Nachhaltigkeitszertifizierungen für Isolierglas zugrunde legen. Das hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass Hersteller ihre Hausaufgaben gemacht haben und die thermische Performance ihrer Produkte technisch und bauphysikalisch immer weiter verbessert haben haben.
Hinsichtlich der Performance ist heute nicht mehr viel Luft nach oben. Das bedeutet nicht, dass wir nicht weiter forschen und unsere Produkte weiterentwickeln. Derzeit legen wir unser Augenmerk jedoch auf Aspekte, die in der Praxis eine wichtige Rolle spielen und bei denen tatsächlich noch Luft nach oben ist. Dazu gehört besonders die Langlebigkeit des Glasrandbereichs in seiner Gesamtheit.
Langlebigkeit gehört unserer Meinung nach ebenso zur Nachhaltigkeit wie Energieeffizienz. Das zeigt sich schon daran, dass Spacer aus Kunststoff oder aus Kunststoff mit Edelstahl, wie wir sie herstellen, eine längere Lebensdauer als vergleichbare Produkte aus reinem Metall haben und dadurch unterm Strich eine bessere Umweltbilanz haben: Unsere Kunststoffprofile halten länger und werden am Ende ihrer Lebenszeit bestmöglich recycelt.
Mit unseren Lösungen können wir unseren Kunden, den Isolierglasherstellern, Produkte in einer Qualität anbieten, die weit über die normalen Gewährleistungsfristen hinaus gehen und dies auch in der Praxis bewiesen haben. Diesen Mehrwert können die Hersteller an Fensterbauer und Planer weitergeben, was letztendlich dem Endverbraucher zugute kommt.
Langlebigkeit und Qualität haben ihren Preis. Was empfiehlst Du Planern, Fensterbauern und Herstellern, die sich eher darauf konzentrieren, für sich und ihre Kunden die billigste (statt die fachlich beste) Lösung zu suchen?
Leider sind viele Wertschöpfungsketten im Baubereich, aber auch in der Industrie oder im Maschinenbau von Preiskämpfen bestimmt. Jeder sucht nach Potenzial, um Kosten zu senken und Preise zu drücken. In der Tat werden viele Entscheidungen, die fachlich getroffen werden sollten, primär auf Basis von Budgets getroffen. Dabei wird übersehen, dass sich das Sparen an der falschen Stelle langfristig rächen kann. Das ist jedem Planer und jedem Hersteller bewusst und trotzdem gelingt es oft nicht, aus dem Preisdiktat auszubrechen.
Wir als Hersteller von High-End-Lösungen für den Glasrandbereich stellen Qualität und Nachhaltigkeit selbstverständlich in den Mittelpunkt unseres Denkens und Handels. Denn nur so können wir unseren Anspruch, Gesamtverantwortung für den Glasrandbereich zu übernehmen, einlösen. Wir können es uns nicht leisten, beispielsweise beim Material zu sparen, wenn wir hochwertige Produkte anbieten wollen. Nachhaltigkeit und Mehrwert ist nicht für “billig” zu kriegen, sind aber auf lange Sicht die wirtschaftlichere Entscheidung.
Was nützt dem Bauherren eines Bürogebäudes, wenn er heute hunderte Quadratmeter Isolierglas ohne thermisch optimierten Glasrandbereich kauft und sich in wenigen Jahren mit Materialmängeln herumschlägt? Im Zweifel muss er auf eigene Kosten seine Glasfassade komplett sanieren, weil keine Gewährleistung mehr besteht. Wir versuchen deshalb dafür zu sensibilisieren, Kosten und Qualität immer langfristig zu betrachten.
Leseempfehlung
Preis versus Qualität. Ein (un)lösbarer Konflikt für Projektleiter? In diesem Artikel brechen unsere Kollegen von Technoform Tailored engineering plastics solutions eine Lanze für die Qualität und zeigen, warum Projektleiter das auch tun sollten.
Verantwortung für den Glasrandbereich übernehmen bedeutet dementsprechend auch, gemeinsam für Qualität und Langlebigkeit in den Ring zu steigen und dem Preisdiktat zu trotzen.
Sebastian, vielen Dank für das interessante Gespräch.