Von der Idee zum fertigen Kunststoffprofil

Lohfelden
Janik Rhode

Was wir aus Projekten im Bereich Elektrotechnik gelernt haben

Viele Projekte scheitern, weil wichtige Regeln für die Analyse und Planung nicht eingehalten werden. Unser Projektleiter Janik Rohde gibt im Interview wertvolle Tipps, worauf man bei der Entwicklung von Kunststoffbauteilen für elektrotechnische Anwendungen achten sollte.

Als Account Manager bei Technoform hat Janik Rohde bereits eine ganze Reihe von Projekten zur Entwicklung maßgeschneiderter Kunststoffprofile geleitet. Wo gehobelt wird, da fallen Späne - nicht jedes Projekt läuft ohne Reibung. Davon kann Janik ein Lied singen. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen und seine Lehren aus Projekten gesprochen.

Janik, kannst du dich an ein Projekt erinnern, in dem komplett der Wurm drin war und das dich deshalb richtig gefordert hat?

Ich erinnere mich sehr genau an ein Projekt mit einem Hersteller von Elektrotechnik-Komponenten, die zur Stromversorgung dienen. Wir haben für diesen Kunden Kunststoffprofile für die Isolierung von Stromschienen produziert. Und zwar nicht, wie häufig der Fall, für Produktionshallen oder ähnliche Anlagen, sondern für Riesenräder, die in diesem Fall zu den höchsten Riesenrädern der Welt zählen.

Ein echtes Prestigeprojekt für alle Beteiligten, entsprechend umfassend hat sich unser Kunde etwa zwei Jahre lang auf eigene Faust ohne externen Experten mit Fragen der Materialwahl und der Verarbeitung auseinandergesetzt. Die Anforderungen an die Kunststoffprofile waren schon sehr konkret, als sie auf meinem Schreibtisch landeten. Und dann sollte alles ganz schnell gehen. Die Krux bei der Sache war, dass das Produkt mit den Materialien, die sich der Kunde vorstellte, nicht umsetzbar war.

Es gab auch keinen Werkstoff, der sämtliche Anforderungen dieses Kunden erfüllt hätte. Die Zeit drängte, da der Bau des Riesenrades und damit auch der Fertigungstermin für die Kunststoffprofile feststand. Wir mussten also gemeinsam mit dem Kunden und unseren Zulieferern innerhalb weniger Wochen eine komplett neue Materialmischung speziell für diese Anforderungen entwickeln. Dazu haben wir eine Taskforce gebildet, und zwölf Monate später konnten wir Kunststoffprofile für Kupferleitungen mit einer Gesamtlänge von 16 Kilometern gemäß Kundenwunsch liefern.

 

Was hast du aus diesem Projekt gelernt, und wie gehst du heute mit ähnlichen Herausforderungen um? Was machst du anders?

Es kommt immer wieder vor, dass eine Anforderung so, wie sie der Kunde formuliert, nicht umsetzbar ist. Manchmal macht eine Umsetzung in der gewünschten Form auch fachlich oder wirtschaftlich keinen Sinn. Dann versuchen wir, die Vorstellungen des Kunden gemeinsam zu analysieren. Denn wir verstehen uns nicht nur als verlängerte Werkbank unserer Kunden, sondern als Partner und Berater mit Expertise aus vielen Projekten.

Projekte können nur dann erfolgreich laufen, wenn alle Beteiligten eng zusammenarbeiten: der Kunde, die Werkstofflieferanten und wir als Hersteller. Und zwar so früh wie möglich im Projekt. Dadurch können wir vermeiden, dass sich ein Projekt möglicherweise in eine falsche Richtung entwickelt. Das versuche ich neuen Kunden gleich zu Beginn deutlich zu machen.

Welche “Superkräfte” kannst du zusammen mit dem Projektteam hinter dir aktivieren, wenn es darauf ankommt?

Ich gehe jedes Projekt vollkommen unvoreingenommen an und versuche in erster Linie den tatsächlichen Bedarf des Kunden hinter seiner Anfrage zu verstehen. Denn dieser steht im Mittelpunkt, nicht das, was wir als Unternehmen anbieten. Das erfordert neben Offenheit auch viel Kreativität, um eine passende Lösung zu entwickeln.

Meine Kunden nehmen es als sehr positiv wahr, dass ich als Projektleiter - und das gilt auch für das Projektteam - Anforderungen nicht als Problem, sondern als fachliche Herausforderung sehen, der wir uns gerne stellen. Das gibt dem Kunden das Gefühl, gut aufgehoben zu sein und die bestmögliche Lösung zu bekommen - statt nur die mit geringstem Aufwand realisierbare Lösung. Dabei helfen uns natürlich nicht nur “Superkräfte”, sondern auch “Super-Tools” und “Super-Technologien”, die uns zur Verfügung stehen.

 

Worauf sollten Unternehmen bei der Vorbereitung und Planung eines Projektes achten? Welche Tipps kannst du für die Entwicklung von individuellen Kunststoffprofilen geben?

Je besser die Vorbereitung, desto erfolgreicher ein Projekt. Das ist vielen Projektleitern theoretisch bewusst, scheitert aber leider oft in der Praxis. Entweder plant der Kunde zu wenig Zeit für die Analyse der Anforderungen ein. Oder er verbringt viel Zeit damit, auf eigene Faust Konzepte zu entwickeln, ohne fachliche Expertise hinzuzuziehen. Beides rächt sich im späteren Projektverlauf, beispielsweise wenn fachliche Denkfehler zu Problemen führen.

Ich empfehle für jedes Projekt, in dem Kunststoffprofile für spezielle Anforderungen individuell angefertigt werden müssen, so früh wie möglich den Rat potenzieller Dienstleister einzuholen. Einfach um fachliche Expertise zu nutzen, die man als Projektleiter selbst nicht hat, die aber wichtig ist, um ein Projekt vom ersten Tag an in die richtige Richtung zu entwickeln.

Wichtig für erfolgreiche Projekte ist zudem, offen zu sein für genau diesen fachlichen Rat. Und man sollte bereit sein, eigene Annahmen und Ideen - auch wenn sie noch so plausibel erscheinen - jederzeit zu hinterfragen. Die Riesenräder im oben genannten Beispiel hätten heute keine funktionierende Stromversorgung, wenn unser Kunde darauf bestanden hätte, seine Vorstellungen 1:1 umzusetzen.

Das gilt übrigens nicht nur für fachliche Fragen. Auch zu starre Vorstellungen bei Kosten und Timing eines Projektes können dazu führen, dass die Qualität auf der Strecke bleibt.

 

Janik, vielen Dank für das interessante Gespräch!

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